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In leidvollem Erinnern verbunden

Das Cover des TIME Magazins vom 20. Juli 1942 mit Schostakowitsch, der ab 1941 der Feuerwehr zugeteilt war (Credit: BORIS ARTZYBASHEFF, Quelle: http://time.com/vault/subject/arts/)

Die Städte Dresden und Leningrad sind seit Jahrzehnten partnerschaftlich verbunden. Der Dresdner Gedenktag am 13. Februar gab Anlass, dieser Verbindung auch durch die gemeinsame Leidensgeschichte in den Tagen des 2. Weltkriegs zu gedenken. Dmitri Schostakowitsch, gebürtiger Petersburger, wuchs in der Newastadt auf und erlebte ab August 1940 die Belagerung Leningrads. Der Komponist verließ die Stadt nicht, schrieb im September seine Eindrücke und Gefühle in der 7. Sinfonie, der »Leningrader«, nieder. Er war unmittelbar verbunden mit der durch die deutschen Truppen ausgelösten Aggression und den unsäglichen Leiden der Bewohner, den Kindern, den Erwachsenen und den verzweifelt kämpfenden Soldaten.

Als er 1960 zur Arbeit an der Film-Musik zu »Fünf Tage und Fünf Nächte« in Dresden weilte (damals sah man noch die Leere der zerstörten Stadt), mit Bewohnern sprach, die die Zerstörung am eigenen Leibe erfahren hatten, spürte er die Verwandtschaft nicht nur im Leid, sondern auch im Aufbauwillen. In Gohrisch untergebracht, entstand sein 8. Streichquartett, in dem er sich noch einmal an die Furchtbarkeit des Krieges erinnerte. So war es nur recht, dass die Dresdner Philharmonie die »Leningrader Sinfonie« zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens von 1945 gerade dieses Werk von Schostakowitsch aufführte.

„So klingt in meinen Ohren der Krieg“, sagte er über dieses Werk, und Michael Sanderling, dessen Vater ab 1942 die umkämpfte Stadt erlebte, stellte das eindringlich im 1. Satz der Sinfonie dar. Mancher, der die Angriffe auf Dresden miterleben musste, wurde noch einmal an die apokalyptischen Stunden erinnert. Der Dirigent nahm die Aussage ernst, die in der Trauer, verzweifelt oder still, in der Musik nachklang. War es das Requiem des Fagotts am Ende des Anfangssatzes, der Versuch einer Beruhigung im tänzerisch angelegten 2. Satz, in dessen Mitte die Verzweiflung zu grotesk plärrenden, äußerlichen Klangaufbrüchen führt. Wie ein Monument, ein Mahnmal, markieren die Bläser im 3. Satz das ehrende Gedenken, das durch weitausschwingende Streicherkantilenen die Erinnerungen an die „heimatlichen Weiten“ schmerzhaft hörbar werden lassen. So konnte sich im Finale das Thema des unzerstörten Landes vom Anfang des 1.Satzes, das durch die Aggressionen der faschistischen Invasion in harten Klängen attackiert wurde, nur schwer wieder durchsetzen. Sieg? – C-Dur am Ende der c-Moll-Sinfonie, aber da gibt es zu viel an Leid und Not. Michael Sanderling  stellte das Werk in eindringlicher Weise vor. Man war gebannt, in ständiger Spannung, die nur schwer zu lösen war. Dies Werk und seine Wiedergabe mit den unmittelbar mitgestaltenden Philharmonikern war ein wahrhaft würdiger Beitrag des Erinnerns an unvergesslich schreckliche Ereignisse.