Wenn das Statistische Bundesamt Wiesbaden aktuelle Zahlen veröffentlicht, geht es gemeinhin um dröge marktwirtschaftliche Fakten. Umso erstaunlicher, wenn von dort nun auch mal eine Erhebung mit musischem Hintergrund stammt. Demzufolge interessiert sich mehr als ein Drittel aller Menschen in Deutschland für klassische Musik und besucht regelmäßig Klassikkonzerte oder Musikfestivals. Zwei Millionen spielen oder singen gar selbst regelmäßig in einem der ca. 24.000 Chöre und fast 20.000 (!) Orchestern. Die Statistik sollte Künstler ebenso freuen wie Institutionen – vom Orchester bis zum Opernhaus, von großen und kleinen Festspielen bis hin zu Musikschulen.
Einen kaum verhohlenen Freudenschrei gab es daraufhin auch beim DOV, dem Deutschen Orchesterverband, dessen Vorsitzender die schönen Zahlen flugs mit denen von anderen sehr deutschen Leidenschaften verglich: Lediglich rund 13,2 Millionen Menschen besuchen jährlich die Spiele der 1. Fußballbundesliga. Und für Dresden, wo immerhin Orchester und Musikfestspiele in vorderster Liga spielen, während der Rasensport bekanntlich weit abgeschlagen rangiert, dürfte es nicht uninteressant sein, dass sich deutschlandweit immerhin etwa 5,8 Millionen Zuschauer bei Zweitliga-Spielen einfinden.
In Summe heißt das nichts anderes, als dass sich weit mehr Menschen von klassischer Livemusik als vom runden Leder begeistern lassen. Die Kulturnation ist also noch längst nicht am Ende.
Das sollte vor allem jene Politikerinnen und Politiker zu denken geben, die in diesem Bereich immer noch gern die Schere ansetzen. Tipp: Rasenmäher gehören auf den Rasen, nichts aufs Parkett unserer gemeinsamen Zukunft. Dazu hat Wiesbaden doch ganz gewiss auch eine passende Statistik?