Ein schöner Anblick, ein überzeugender akustischer Eindruck: So präsentierten sich zum 13. Brückenkonzert im Sächsischen Landesgymnasium für Musik am 1. Juni Schüler und ehemalige Schüler gemeinsam mit dem Tango »Oblivon« von Astor Piazzolla. Zwischen den Mitgliedern des Tangente Quattro waren drei Klarinettisten, die sich noch in der Ausbildung befinden, malerisch gruppiert. Damit bestätigte sich wiederum auf das Anschaulichste die Grundidee der »Brückenkonzerte«, nach der Ehemalige und heutige Schüler nicht nur getrennt ihre Stücke darbieten, sondern auch vereint musizieren. Wenn nicht organisatorische und zeitliche Gründe dagegen sprächen: man wünschte sich mehr solche gemeinsamen Auftritte!
Mit diesem Konzert erinnerte der Veranstalter, der Freundeskreis des Landesgymnasiums, an die Gründung des Vereins vor 25 Jahren, in einer Zeit, als, wie der Vorsitzende des Freundeskreises und ehemalige Direktor Steffen Rothe erinnerte, die Zukunft der Spezialschule für Musik sehr unsicher war. Der Verein wollte damals wie heute die Arbeit der Schule ideell und materiell unterstützen und hat dies durch eine Vielzahl von Projekten wie Kurse, Chor- und Orchesterlager, Instrumentenkauf, Stipendien, auch der inzwischen renommierte Dotzauer-Wettbewerb für Violoncellisten u.v.a.m. erfolgreich bewiesen. Heute ist das Landesgymnasium sehr erfolgreich und erhält von Schülern aus vielen Bundesländern und dem Ausland großen Zulauf.
Mit dem Tangente Quattro – Streichquartett Dresden war der musikalische Stil des Abends vorgegeben. Die vier Musiker (aus der Sächsischen Staatskapelle Anja Krauß und Franz Schubert, aus der Dresdner Philharmonie Heiko Mürbe und der Cellist Ulrich Rüger) spielen gern auch Gershwin statt Bruckner oder Stevie Wonder statt Wagner, wandeln also abseits der klassischen Pfade. Sie begannen sogleich mit einer fünfsätzigen Suite »Culai« des russischen Komponisten Lev Zhurbin nach Zigeunermelodien, ließen berühmte Klänge aus der Filmmusik »Spiel mir das Lied vom Tod« von Ennio Morricone oder aus Gershwins »Porgy an Bess« ertönen. Auch die Zugabe, »Sir Duke« von Stevie Wonder, passte ins Bild. Zu allen Werken waren interessante Bearbeitungen nötig; zwei davon hat der Cellist verfertigt. Es geht um nichts weniger, als die vertrauten Sounds für den klassischen Quartettklang aufzubereiten. So erheiternd und wegen der Virtuosität bewundernswürdig das Ergebnis ist, vermisste ich doch die originale Mundharmonika oder die einmaligen metallenen Gitarrenschläge von Morricone. Gleichviel, die Absicht der Musiker ging auf, dass ein an den Streichquartettklang gewohntes Publikum Freude an der mitunter schrägen, temperamentvollen Darbietung hatte.
Mit nicht weniger Einsatz und vergnüglichem Musizieren traten die Schüler auf: Das Violinduo Anna Quitzke und Friedrich Grattenthaler, das schon seit drei Jahren gemeinsam musiziert, war hörbar harmonisch aufeinander eingespielt, was sowohl den drei Stücken von Béla Bartok als auch einer Konzertcaprice des norwegischen Komponisten Johan Halvorson bestens zu Gute kam. Pauline Herold, einfühlsam begleitet von Andreas Hecker, brillierte in der Havanaise von Saint-Saens und »La Gitana« von Fritz Kreisler. Und ein besonderes Klangerlebnis vermittelte das Klarinettentrio mit Lily Höfling, Tanja Tepper und Joshua Jacob mit einem Trio von Joseph Friedrich Hummel sowie der Bearbeitung eines Oboentrios von Beethoven. Trotz des gleichen Grundklangs ergab sich ein farbiges Bild unterschiedlicher Abstufungen, und von wenigen scharfen Tönen abgesehen, hörte man dem warmen Klang der Instrumente gern zu. Es war denn auch eine gute Idee, diese drei Blasinstrumente (hier wechselte J. Jacob zur Baßklarinette) dem Streichquartett zuzugesellen. Piazzollas Tango »Oblivon« hätte gern noch länger sein dürfen…