Lust und Leid liegen oft sehr nahe beieinander, gehen mitunter ineinander über. Wie sonst könnte der bosnische Musiker Goran Bregović seine großartige Combo als Wedding and Funeral Band bezeichnen?
Gemeinsam zelebrieren sie Musik zu großen Festen, Jubel zur Hochzeit und Trauer zum Todesmarsch. Immer aber klingt da ein Witz, ja, ein Aberwitz aus dieser Musik, die mal zügellos scheint, mal kraftvoll die Sporen gibt, dann ganz kräftig an der Leine gezogen, eingebremst wird und die Herzen schier stillstehen lässt. Atemlos macht das eine wie das andere Tempo. Kein Wunder also, dass der ausverkaufte Kulturpalast am Freitag zum Tanztempel avanciert ist. Geradezu eine Feuertaufe, die der neue Konzertsaal bestens bestanden hat.
Ganz klar, bei dieser Musik kann man nicht unbewegt bleiben, es sei den, man verlässt das Konzert mit unverständig beleidigter Miene schon zur Pause. Alle anderen haben begeistert getanzt, geklatscht, mitunter sogar mitgesungen. Da war jede Menge textsicheres Publikum im Saal, vor allem aber sind impulsiv tanzlustige Menschen zu einem großartigen Miteinander angestachelt worden.
Wenn Partisanen- und Kriegslieder ertönen, dann braucht es schon jede Menge an ironischer Distanzierung, um das zu ertragen. Bregović mit seiner spielwütigen Kumpanei – allen voran der singende Schlagzeuger Muharem Redzepi – ist das bestens gelungen. Durch seine Musikalisierung von Kusturica-Filmen hat sich der Bosnier ein weltweit begeistertes Publikum erspielt. Kein Wunder, dass ihm nun auch Dresden zu Füßen lag. Schade nur, dass er hier lediglich mit Teilen seiner Band angetreten ist, folglich auf reichlich Playback angewiesen war. Das hat zwar akustisch bestens funktioniert, hinterließ aber doch ein hörbares Manko. Ausgeglichen wurde dies allerdings durch die rasende Menge.
Bregović bezeichnet sich heute noch als Ex-Jugoslawe. Wie kann ein Vielvölkerstaat, in dem solch eine die Kulturen verbindende Musikalität existiert, sich zu kriegerischer Feindseligkeit hinreißen lassen? Europa sollte sich diese Musik zu Herzen nehmen, hinhören, sich entrüsten und – abrüsten! Künftige Welt-Generationen dürften nur dankbar sein. Lied überwinden, um Lust zu gewinnen – auch dafür steht diese Musik.