Boris Gruhl

18.07.2017: Chaos statt Ballett

Verboten, verschoben, vergessen? Die Uraufführung »Nurejew« des Regisseurs Kirill Serebrennikow und des Choreografen Juri Possochow am Moskauer Bolshoi-Theater wurde seitens der Direktion kurzfristig abgesagt. Die Sache weckt ungute Erinnerungen an frühere Zensurversuche.

05.06.2017: Stolpern, taumeln, wieder aufstehen

An diesem denkwürdigen Abend war das Dresdner Schauspielhaus von Menschen, die dabei sein wollten, regelrecht umlagert. Aber die Vorstellung war längst ausverkauft! Und dann der Sturm – nicht auf das Winterpalais – nein, auf das Theater! Das Haus wurde gestürmt, das Einlasspersonal war machtlos. Als Pina Bausch das mitbekam, ließ sie mitteilen, dass sie erst mit der Aufführung beginnen werde, wenn alle, die dabei sein möchten, auch im Theater sind. Und da gab es dann Platz für alle. Meine Eindrücke dieses Abends sind noch immer lebendig…

15.05.2017: Von der Kraft des Konjunktivs

In einer neuen Produktion der Dresden Frankfurt Dance Company mit dem Titel »Extinction Of A Minor Species« stellt Jacopo Godani die Frage nach den Grenzen der Evolution. Wenn er dabei die Körper der Tänzerinnen und Tänzer bis in die Extreme der Möglichkeiten ihrer Entwicklungen der Bewegungen führt, wird dies zu einem Gleichnis gegenwärtiger Bedrohung unserer Existenz.

22.03.2017: So führt der Blick zurück nach vorn

Serge Dorny, erfolgreich als Intendant der Opéra de Lyon, sollte an der Semperoper die Nachfolge für die 2012 verstorbene Intendantin Ulrike Hessler antreten. Seine Pläne waren vielversprechend und berechtigten zu der Hoffnung, durch kluge Konzeptionen, zukunftsweisende Verpflichtungen von Regisseuren und Dirigenten das Dresdner Operngeschehen stärker in die internationale Wahrnehmung zu führen. Es kam anders. Der bereits geschlossene Vertrag wurde wieder aufgekündigt, Kosten spielten keine Rolle. Dorny ging wieder nach Lyon. Beim dortigen »Festival Mémoires« wurde jüngst die Dresdner »Elektra« von 1968 gefeiert.

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02.02.2017: Unerwünscht

Das Berliner Publikum war schon zur Uraufführung von »Eine Frau, die weiß, was sie will« begeistert. Fritzi Massary war damals der Star. Es sollte ihre letzte Berliner Premiere sein – und dies nicht nur, weil das Metropoltheater pleite war. Fritzi Massary war Jüdin. Schon bald nach der Premiere wurden die Aufführungen massiv gestört. Sprechchöre: „Juden raus“, „Wir wollen auf deutschen Bühnen keine Juden sehen“.