Die schöne Geschichte von der tapferen Gräfin, die vor ihren Scheinverehrern flieht, dazu ihre Verlobung samt Verlobtem erfindet, den es dann aber doch in Persona gibt, aber am Ende nicht in dessen sondern in denen ihres Verwalters landet, kam 1924 in Wien auf die Bühne und wurde ein Welterfolg. Kálmáns Operette mit einer Abfolge von Ohrwürmern ist ein Gegenwartsstück – keine Frage.
Boris Gruhl
Ein Studio, abgewetzt und schmuddelig, hat Alissa Kolbusch auf die Bühne des Schauspielhauses bauen lassen. Ganz oben in der Regiekabine der Typ an den Reglern. Darunter das Feld der Bewährung, probieren, wiederholen, scheitern, aus der Rolle und wieder hinein fallen. Eins tiefer die Musik, links Piano und Schlagzeug, rechts Elektronik mit Tasten, noch tiefer der Knecht des Obersten mit allen Geräuschen der Technik oder der Natur im Mund. Vorn, und ganz nahe am Publikum, ein verschlissenes Sofa für die Verschnaufpause kurz vor der Hölle.
Les Slovacs Dance Collective – das sind fünf Tänzer, von denen einer auch Geige spielt; ein anderer mixt Sounds und tanzt auch mit. Singen können alle. Ein Kollektiv, eine Tanzbrigade, das kommt an. Zunächst wollte jedoch die neueste Produktion beim Gastspiel im großen Saal des Festspielhauses Hellerau nicht so richtig in Gang kommen. Zuspitzungen oder Verschärfungen waren offenbar nicht beabsichtigt, Höhepunkte oder Spannungsbögen blieben aus. Es siegte der persönliche Charme der Akteure, die jeweils von sehr eigener Präsenz und tänzerischer Fähigkeit sind.
David Marton ist jetzt 34 Jahre alt. In den letzten Jahren hat er mit Theaterprojekten auf sich aufmerksam gemacht, die stark vom Musikalischen gedacht sind, mit herkömmlichem Musiktheater aber nichts zu tun haben. Dem sogenannten Regietheater hat er sich nicht verschrieben. Auch wenn er mit Schauspielern arbeitet, Opern für Schauspieler produziert er nicht. Ihn interessiert die besondere Musikalität der Schauspieler.
Weder Neuschnee noch die frühe Stunde am Neujahrstag können Dresdner Operettenfreunde und ihre Gäste davon abhalten ihr Neujahrskonzert zu besuchen. Die erste Veranstaltung der Staatsoperette im neuen Jahr findet vor ausverkauftem Saal statt.
Katherina Markowskaya als Marie in "Der Nussknacker", Foto: Costin Radu Es bleibt dabei. Von den Varianten der Interpretationen, Übertragungen, Neudeutungen…
Vor zwanzig Jahren fiel die Mauer und vor zwanzig Jahren müsste der Fahrstuhl im Hotel Kötzschenbroda bei Dresden seinen Geist aufgegeben haben. Zwanzig Jahre später hat sich da nicht viel verändert und die Lobby des Hotels ist reif fürs Staatstheater als eine Art von Tag- und Nachtasyl für Übriggebliebene, Dazugekommene und Durchreisende.
Zunächst war das Bauwerk. Notre Dame de Paris, die berühmte Frauenkirche von Paris, ein Meisterwerk des Spätmittelalters. Der Glöckner von Notre Dame, jener unglückliche und missgestaltete stumme Quasimodo, im Film (1956) von Anthony Quinn dargestellt, inzwischen auch eine Figur der Walt Disney Company, Protagonist zweier Musicals und eine Partie in zwei Opern. Dass es ein abendfüllendes Ballett von Roland Petit gibt, dürfte hierzulande so bekannt nicht sein, ist aber nicht uninteressant im Zusammenhang mit der geplanten Aufführung der Oper von Franz Schmidt. Eher ist vielleicht das heute noch vor allem in Russland aufgeführte Ballett „Esmeralda“ mit der Musik des Ballettmusikfabrikanten Cesare Pui (1805-1870) bekannt. Petits Ballett wurde 1996 durch das Corps de Ballet de l´Opéra national de Paris im Neubau an der Bastille uraufgeführt; ein Mitschnitt ist jetzt in bester Qualität als DVD bei Arthaus erschienen.
Tschaikowsky geht immer, wenn dazu getanzt wird zumal, wird dazu noch spitzenmäßig gut getanzt und bleibt bei aller technischen Perfektion die sinnliche Korrespondenz zur Melancholie der Musik nicht auf der Strecke, dann gehören Aufführungen der Ballette dieses Komponisten noch immer zu den Sternstunden der Ballettwelt.
Das weiß man auch in Dresden und hat derzeit die drei Hauptwerke, „Nussknacker“, „Dornröschen“ und „Schwanensee“ im Repertoire.