Boris Gruhl

29.12.2009: Giselle, Giselle, Giselle – von der Unerschöpflichkeit dieses Klassikers zeugen zwei DVDs mit gänzlich unterschiedlichen Choreografien

Jede Kompanie, die auf sich hält und es sich künstlerisch leisten kann, tanzt „Giselle“, mit der Musik von Adolphe Adam, jenes klassische Ballett, das als Archetypus gilt für eine wesentliche Variante des tiefromantischen Motivs von der Liebe, die den Tod überwindet. Noch immer überwiegen jene Inszenierungen, die sich so weit als möglich an die Überlieferungen der Originale halten, die zurück gehen auf die Pariser Uraufführung 1841, in der Choreografie von Jean Coralli und Jules Perrot, auf das Libretto von Jules-Henri Vernoy de Saint-Georges und Théophile Gautier, dem Motive Heinrich Heines zugrunde liegen.

29.12.2009: Einblicke in den Ballettalltag – die Dokumentation der Pariser Neueinstudierung von Nurejews letzter Choreografie auf DVD

Dass es dem Dresdner Ballettdirektor Aaron S. Watkin schon kurz nach seiner Übernahme der Kompanie möglich war ein so anspruchsvolles Werk der Ballettklassik wie „La Bayadère“ erfolgreich ins Repertoire zu nehmen ist erstaunlich. So lange ist dieses tragische Orientmärchen ja noch gar nicht außerhalb Russlands, wo es der berühmte Choreograf Marius Petipa 1877 in St. Petersburg mit der Musik von Ludwig Minkus, nach einer Erzählung von Théophile Gauthier zur Uraufführung brachte, zu sehen.

17.12.2009: Darf es noch ne Leiche mehr sein? In der Semperoper führt Julius Cäsar in Ägypten einen lustigen Krieg

Es wird geballert und gebombt, gemeuchelt, intrigiert, verführt, getrunken und geliebt. Man ist im Krieg und das muss ganz und gar nicht immer nur traurig sein. Was das Kino kann, das kann die Oper auch. Trotz einiger Anleihen werden die Künste aber nicht verwechselt. Endlich, möchte man erleichtert sagen, nach diesem barocken Opernabend.

15.12.2009: Tanz aus Stille. Spaß aus dem Ärmel. Fabian Barba und Ivana Müller mit Erinnerungsstücken in Hellerau

Wüssten wir nicht, dass da ein Mann im Lichtkreis steht, gleich auszumachen wäre es nicht, wer das ist, in diesem beinfreien goldbraunen Abendkleid mit bedeckten Schultern. Beschwörend immer wieder die gefalteten Hände, erhoben oder vom Körper gestreckt. Behutsam testet Fabian Barba die Gesten, die Bewegungen, die Räume aus. Wenn wir frei genug sind von allem Deutungs- und Verstehenszwang, können wir uns diesem seltenen Zauber seiner Stunde mit neun Tänzen aus Stille und Konzentration öffnen.

14.12.2009: Es zählt die Kunst des Klanges… – Der Countertenor Max Emanuel Cencic gab in »Giulio Cesare« sein Semperoper-Debüt

Als Sänger verfügt Max Emanuel Cencic mit seinen 33 Jahren über langjährige Erfahrungen. Für den in Kroatien geborenen Österreicher begann die Karriere im Alter von sechs Jahren. Und dann stand auch nicht gleich fest, dass der Sängerberuf erstrebenswert sei. Unheimlich erschien dem jungen Mann diese ungesicherte Situation. Aber dann kamen die Angebote aus der Barockszene…

29.11.2009: Winterkorrespondenz 3: Moskauer Erstaufführung des „Wozzeck“ am Bolschoi Theater

Alban Bergs „Wozzeck“, 1925 uraufgeführt in Berlin, das Meisterwerk des Musiktheaters im 20. Jahrhundert, wurde bislang nur einmal, 1927 am damaligen Kirow-Theater, in Leningrad, heute wieder Mariinsky-Theater in St. Petersburg, gegeben. Die erste Moskauer Inszenierung der Oper findet jetzt in der Neuen Szene statt. Ein in allen Partien musikalisch und darstellerisch überzeugendes Ensemble macht den Abend zu einem außergewöhnlichen Ereignis.