Martin Stadtfelds Bach ist manisch-depressiv: erst wütet, dann weint er. Musikalisch überzeugend ist das nicht.
Martin Morgenstern
Lia Rodrigues Tanzabend »Pindorama« kommt ohne Musik aus. Genaugenommen kommt er auch fast ohne Tanz aus. Achtzig Minuten vergehen mit Aufwischen von Wasserlachen, dem Auffalten einer großen Plastikplane, Verteilen von wassergefüllten Kondomen im Raum und den erst verlegenen, dann belustigten Reaktionen des Publikums.
Vor gut einem Jahr ist der Dirigent Wolfgang Rögner nach Coswig gezogen. Aufs Altenteil will er sich noch nicht setzen. An die großen Projekte in Dresden ist jedoch kaum ein Herankommen. Warum also nicht ein eigenes Orchester gründen? Gesagt, getan: das „Neue Kammerorchester Dresden“ war geboren. Heute Nachmittag hat der Dirigent Valery Oistrach, den Sohn Igor Oistrachs, zum Konzert in die Kreuzkirche eingeladen.
Marie, Bedrich Smetanas »verkaufte Braut«, rückt in der Neuinszenierung der Staatsoperette fast ein wenig aus dem Blickfeld. Im Mittelpunkt des Stücks steht der verträumte Dorftrottel Wenzel. Wie Hauke Möller die Rolle spielt, wie der Regisseur Arne Böge sie angelegt hat, das hinterlässt bei allem Spaß am böhmischen Lokalkolorit ein mulmiges Gefühl.
Die Semperoper sei ein „intaktes Haus“, befindet der frisch ernannte künstlerische Berater Ronald H. Adler. Jetzt gilt es, gemeinsam mit der neuen Chefdramaturgin Anna Melcher rasch neue künstlerische Akzente zu setzen, nicht nur zu verwalten, sondern zu gestalten. Sonst fällt die Oper nach der missglückten Intendantenepisode im weltweiten Wettbewerb endgültig zurück.
Im großen Abschlusskonzert des Kinderchorfestivals in der Frauenkirche singen heute Abend Gastchöre aus Island, Venezuela, Südkorea – und der Ukraine. Lastivka – „Schwalbe“ – heißt der Kiewer Chor. Dresden ist bedeutet für die Kinder eine Auszeit von den Wirrungen zuhause.
Dies ist die Geschichte von Sergej, dem Schrauber. Seine kleine Werkstatt in Donezk lief gut, dann fragte das große Autohaus aus Irkutsk an. Doch schon in der Probezeit lief alles schief…
Im öffentlichen Terminkalender der sächsischen Kunstminsterin war für heute kein Termin genannt. Nun hat sie quasi unter dem Radar der Öffentlichkeit hindurch im Landtag eine weitreichende Fachregierungserklärung abgegeben. In der anschließenden Debatte musste Sabine von Schorlemer von der Opposition, aber sogar von den Rednern des Koalitionspartners FDP für ihre bisherige Arbeit harsche Kritik einstecken.
Dmitri Schostakowitschs Operette »Moskau-Tscherjomuschki« ist an der Oberfläche eine hausbackene Komödie der endfünfziger Jahre. Ihren anspielungsreichen musikalischen Subtext zu dechiffrieren – damit ist das Dresdner Publikum von heute überfordert. Also gibt Regisseurin Christine Mielitz dem Unterhaltungsaffen Zucker, überzeichnet die Figuren, streut dümmliche Witzchen ein. Das Ergebnis ist ein ziemliches Desaster.