Eine gespenstische Szenerie, ein Theaterregisseur könnte das nicht beklemmender inszeniert haben: da spielt ein stahlbehelmter Piccoloflötist und wird begleitet von einem vielhundertstimmigen Vuvuzela-Chor… Kultursplitter der Woche, zusammengetragen von Martin Morgenstern
Martin Morgenstern
Dmitrij Kitajenko empfängt mich zwischen zwei Proben in der kleinen Dirigenten-Garderobe. Ohne Federlesen geht es direkt zur Sache: minutiös zeigt er mir anhand der Partituren, warum er glaubt, die zweite Version von Mendelssohns „Italienischer Sinfonie“ sei die überzeugendere. Mit Vehemenz geht es auch beim Thema Kulturpalast-Umbau zu: die momentane Situation sei „eine Schande“.
Der chinesische Pianist Lang Lang gilt vielen als zu unrecht gehypter Superstar der Zunft. In der Semperoper schlug er ganz andere Töne an. Das dramaturgisch klug geplante Programm reichte von Bach über Schubert bis zu Lang Langs Paradestücken, Frédéric Chopins „12 Etüden op. 25“.
Dresden braucht unbedingt ein Konzerthaus – dieses Fazit der Diskussionsveranstaltung am Sonntag im Hygienemuseum war ja nicht überraschend. Wer den vier aus Wien, Hamburg, Dortmund und Luxemburg angereisten Intendanten aufmerksam zuhörte, musste – auch wenn die Frage „Konzertsaal oder Kulturpalastumbau“ an diesem Tag gar keine Rolle spielte – nach und nach den Eindruck gewinnen, dass die Stadt Dresden bei der Planung für den neuen Konzertsaal im Kulturpalast so ziemlich alles falsch gemacht hat.
Ob die Reihe „Jazz in der Semperoper“ fortgesetzt wird, ist unsicherer denn je. Dem Tomasz Stańko Quartet käme die traurige Ehre der Grablegung zu. Gefragt, ob er noch daran glaube, mit Kunst die Welt verändern zu können, verneinte der Trompeter einst. Noch Fragen?
Kommenden Sonntag findet im Hygienemuseum eine Veranstaltung statt, bei der sich die Dresdner von berufenen auswärtigen Gästen Visionen über ein neues Konzerthaus für Dresden ausmalen lassen können. Und morgen wird’s auf einem gewissen Sofa richtig knistern: eine vierunddreißigjährige Bernerin trifft auf den einst schönsten Jungen der DDR.
Als „Sächsische Staatstheater“ sollen die Sächsische Staatsoper und das Staatsschauspiel Dresden ab 2013 unter einem gemeinsamen Dach betrieben werden. Den beiden Intendanten solle ein dritter, nichtkünstlerischer Geschäftsführer gleichberechtigt beigestellt werden, so der Intendant des Staatsschauspiels, Wilfried Schulz. Die Fusion kommt unerwartet.
Auch als Dresdner Konzertgänger kann man sich den Ritualen des 13. Februars schwer entziehen. Die zwei Gedenkkonzerte der beiden großen Orchester der Stadt fanden bereits ausführlichere inhaltliche Würdigung in vorherigen Texten. Es wäre noch zu fragen: was bleiben mit ein paar Stunden, Tagen Abstand für Eindrücke haften?
Rasch noch mit dem Taschentuch über die Klaviatur gewischt. Ein letztes Aufdehnen der Hände, den Kopf gesenkt. Dann floss dem Solisten Sandro Ivo Bartoli eines der virtuosesten Konzerte der russischen Klavierliteratur, das „Rach 2“, aus den Fingern.