Martin Morgenstern

03.11.2011: Von schlank bis gewichtig

Im 2. Philharmonischen Konzert der laufenden Spielzeit zeigte sich die Dresdner Philharmonie unter ihrem neuen Chefdirigenten Michael Sanderling sehr wandlungsfähig. Konzentriert lauschten die Hörer, und gaben Sanderling am Ende Extra-Applaus, in den das Orchester herzlich einstimmte. Die neue Liebe zwischen Dirigent und Ensemble: das ist sie!

17.10.2011: „Besuchen Sie meine Webseite.“

Es gibt gute und schlechte Tage im Leben eines viel beschäftigten Komponisten. Steve Reich hatte ich ein paar Tage nach seinem 75. Geburtstag am Telefon in New York erreicht. Es war ein mühsames Gespräch. Eine halbe Stunde lang versuchte ich ihn auf interessante Nebenwege zu locken, und er bat mich in jedem zweiten Satz, ihn über seine Musik zu befragen. »Musik in Dresden« druckt die Fassung des Gesprächs ab, die auch in der Sächsischen Zeitung erschien.

17.10.2011: Aus Honecks Welt

Im zweiten Sinfoniekonzert der Saison steckte der Dirigent Manfred Honeck die Kapelle mit dem Neu-Welt-Virus an. Doch zunächst streckte die Staatskapelle ihrem Publikum erst einmal die Zunge heraus: mit Alfred Schnittkes zehnminütigem Orchesterstück »"(K)ein Sommernachtstraum«…

11.10.2011: Gnadenlos getrieben

Das Publikum war sich nach dem Konzert einig: solche kurzweiligen Vermittlungs-Abende braucht Dresden viel öfter! Statt unter "Genussdruck" durch alle Räume des musikgeschichtlichen Museums zu hetzen, konzentrierte sich der Cellist Jan Vogler im samstäglichen TONLAGEN-Konzert auf einige wenige Bilder, erfasste und durchdrang sie, und erreichte dadurch bleibende, tiefe Eindrücke bei denen, die ihm auf seiner Hörreise folgten.

09.10.2011: Wenn der Banker mit dem Lurch…

Uraufführung beim TONLAGEN Festival in Hellerau: Während die Finanzwelt krachen geht, vergnügt man sich in Daniel Smutnys Kammeroper "Ferne Nähe" in der Chill-Out-Lounge. Der Abend bot ein lustig blubberndes Klangbad mit Schubertschen Schaumkrönchen. Nicht nur Regisseurin Sommer Ulrickson hätte stringenter zu Werke gehen müssen, um die Schaumstoff-Poolorgie auf Kurs zu halten.

08.10.2011: „Sein Dirigat wirkte als ganzheitliche Willensübertragung…“

Christian Kluttig, ab 1998 bis zu seiner Emeritierung Professor für Dirigieren an der Dresdner Musikhochschule, begann seine Laufbahn 1967 als Solorepetitor an der Dresdner Staatsoper. Ab 1969 1. Kapellmeister am Opernhaus Karl-Marx-Stadt, wechselte er 1979 nach Halle, wo er als GMD insbesondere zu den Händelfestspielen zahlreiche Opernproduktionen betreute. Nach der Wende arbeitete er in Koblenz als GMD des Theaters und der Rheinischen Philharmonie. Mit Martin Morgenstern hat der Dirigent anlässlich des anstehenden Gedenkkonzerts über Kurt Sanderling gesprochen.

05.10.2011: Ein Bayreuth für die Beine

Das Hellerauer Festspielhaus feiert dieses Jahr seinen 100. Geburtstag. Nach der künstlerisch produktiven Anfangszeit, der der Erste Weltkrieg ein jähes Ende setzte, wurde das Gebäude als Polizeischule und bis zur Wende von russischen Soldaten als Lazarett und Turnhalle genutzt. Inzwischen aber haben die zeitgenössischen Künste den »Grünen Hügel der Moderne« zurückerobert. Nun prangt auch wieder das restaurierte Yin-und-Yang-Symbol im Giebel.

01.10.2011: Nicht berührt, nicht geführt

"Berührt – geführt": Wer eine Figur anrührt, muss sie bewegen, muss etwas mit ihr anstellen, das Spiel voranbringen. Dabei eine Strategie zu haben, hilft. Nach dem Erfolg mit einer Henze-Oper in der letzten Spielzeit hoffte die Semperoper-Intendantin bei der Wiedereinladung des Inszenierungsteams wohl auf einen weiteren Erfolg. Herausgekommen ist Langeweile, aufgesext mit ein bisschen hilfloser Provokation.