Gute alte Bekannte waren am Wochenende zu Besuch bei der Philharmonie. Die "Symphonie fantastique" von Hector Berlioz zum Beispiel: beinah jedes Jahr hat sie das städtische Orchester auf dem Plan. Der Dirigent Markus Poschner war indes zu klug, um dem Stammpublikum nur freundlich den bekannten Zucker aufzutischen.
Martin Morgenstern
Mit viel Liebe, einem sicherlich feuchtfröhlichen Sektempfang und einer Menge verbaler Vorschuß-Zärtlichkeiten zwischen Dirigent und Orchester wird die Dresdner Philharmonie in ihre nächste Saison starten. Anselm Rose, Michael Sanderling und Karen Kopp gaben schon mal einen Ausblick, was das Kulturpalastpublikum 2011/12 erwarten wird. Zum letzten Mal spielt das städtische Orchester dann im alten Saal; danach droht die Umbaupause.
Am zweiten Aufführungsabend des 10. Symphoniekonzerts der Staatskapelle übernahm der Geiger Gidon Kremer den Solopart in Schumanns Violinkonzert d-Moll. Seine Interpretation betonte die Brüche des posthum veröffentlichten Konzerts, verwehrte sich jeder Süße, ließ es als ernstes, als schonungsloses, mithin gefühlskaltes Werk erscheinen.
Zwei Jahre ist Dieter Jaenicke nun Herr des Grünen Hügels von Dresden. Im Interview mit »Musik in Dresden« spricht der Künstlerische Leiter des Festspielhauses über seine Kämpfe gegen Dresdner Ressentiments, über das Vertrauen des Publikums – und den fehlenden "suburbanen Rotz"…
Die dicken Dresdner Spatzen hüpfen um uns herum und schimpfen, dass es nur Apfelsaft und keine Kuchenkrümel gibt. Am Nebentisch markiert – Kopfhörer im Ohr – ein Countertenor seine Rolle. Wie soll man sich da auf die Frage konzentrieren, wie Bach und Haydn heute klingen sollten, und warum "authentisch" für Mischa Maisky beinah ein Schimpfwort ist? Ein Gespräch über Vibrato, Rekonstruktionisten, und darüber, wie Musik auf keinen Fall gespielt werden darf.
In Sachen Kulturpalastumbau sind der Argumente wahrlich genug gewechselt. Nun liegt wieder einmal ein neues Angebot für ein erstklassiges Konzerthaus mit 1800-Plätze-Saal auf dem Tisch. Architekt: Renzo Piano. Akustik: Yasu Toyota. Kosten: zwischen dreißig und fünfzig Millionen Euro. Nur leider ist das kein Dresdner Tisch. Sondern einer in Bologna.
Auf der jüngsten China-Tournee dirigierte Nikolaj Znaider die Staatskapelle Dresden mit großem Erfolg. Nun ernennt das Orchester den Geiger zum "Capell-Virtuos" der nächsten Spielzeit. Im exklusiven Interview mit »Musik in Dresden« spricht Znaider über individuelle Interpretationen, über Orchester- und Solospiel und Spaziergänge in Lavendelfeldern.
Die Nixen knixen nun auch in Freiberg: die dortige Oberspielleiterin Judica Semler zeigt Dvoraks Märchenoper »Rusalka« als Kette von Enttäuschungen beim Erwachsenwerden. Leider sind viele Musiker und auch viele Sänger den fein zerstäubenden Tönen nicht gewachsen. Statt frischen Bachgeplätschers rinnt hier allzuoft Tümpelbrühe in die Ohren.
Die finale Erkenntnis: "Wenn man nicht kriegen kann, was man liebt, muss man eben lieben, was man kriegen kann!" Gut vorstellbar, dass die Librettisten Henri Meilhac und Ludovic Halévy zuerst diesen Schlusspunkt erfanden, und dann das Geschehen um die "Großherzogin von Gerolstein" darauf hinbogen. Was macht man nun als heutiger Regisseur mit so einer harmlosen Pointe?