Eine Veranstaltungsreihe, der gratuliert werden darf: „Das Lied in Dresden“ wird am Sonntag Abend zum 100. Mal stattfinden. Gegründet wurde diese kleine, feine Konzertform vor reichlich 15 Jahren, da die Liederabende in der Semperoper rarer und rarer wurden.
Michael Ernst
Wer hätte das gedacht? Der Kulturpalast kommt später, das Kulturkraftwerk wackelt, der Kulturbürger schweigt … Ein kommunales Konzept? Glückwunsch, Gut Nacht!
In Sachsen wird nicht mehr gesungen. Hausmusik ist zur Rarität geworden. Ein trauriger Landstrich, wenn die Stimmen nicht mehr erklingen. Aber ist dem denn tatsächlich so? Oder anders gefragt: Was das je anders?
Oper ist schwerfällig. Seit nun schon mehr als vierhundert Jahren gilt sie als der dicke Dampfer unter den Genres der schiffbaren Künste. Dabei gab es vor vierhundert Jahren noch nicht mal Dampfer, aber egal: Oper ist teuer und passt sich nicht an.
Der Jazz-Schlagzeuger Günter Baby Sommer ist nie ein Musiker gewesen, der an Vergangenem klebt. Stilistisch und künstlerisch probiert er sich immer wieder aus, indem er ungewohnte Klangtechniken und Spielweisen sowohl solistisch als auch in diversen Formationen wagt. Dass Günter Baby Sommer die Vergangenheit dabei fest im Blick hat, auch die politische, das steht auf einem anderen Blatt.
Dresdens Staatskapelle ist auf Einkaufstour. Sie hat die Herzen des Salzburger Osterfestspiel-Publikums erobert. Und die Konten der Förderer dieses elitären Festivals sinnvoll geplündert. Ganz nebenbei hat das Orchester auch noch Außenpolitik und Dresden-Werbung betrieben, wie es kein Bundesminister und schon gar kein Stadtmarketing je zustande bringen würden. Da soll mal wer nörgeln à la „Was das wieder kostet!“ Der hat die Investition in die Zukunft schlicht nicht erkannt.
Achtung: Morgen wird’s dunkel. An den Kulturbetrieben geht das Licht aus, jedenfalls außen. Ausnahmsweise sind es mal nicht die tollwütigen Sparfüchse der Politik, die Kulturraubbau mit Konsolidierung verwechseln, sondern die Verantwortlichen in den Kulturhäusern selbst. Alle Achtung.
Es war ja irgendwie doch zu erwarten, das Heraufdräuen dieses erzhaften Jahrs 2013, das den 200. Geburtstag des Wagner-Richards geradezu in sich hortet und voller Visionen ins immer schon Dagewesene steckt. Dass es ausgerechnet in einer Wagner-Stadt so augenscheinlich unerwartet daherkommt, überrascht.
Und die Dresdner Zwingerfestspiele sind doch etwas wert gewesen! Erwartungsgemäß natürlich nichts, aber auch gar nichts im Sinne der Obeuse und weiterer Festspiel-Verfechter. Das war ja allerspätestens nach dem desaströsen Ergebnis der millionenschweren Bemühungen um Augusts Kasperletheater in Zwingergeviert klar. Im Nachwaschgang spülte das haarige Drama aber zehntausend Schweizer Franken nach Dresden. Glückwunsch!