Seit 1951 gibt die Sächsische Staatskapelle jedes Jahr ein Konzert zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945. Am Samstag erklang in der Frauenkirche zum zweiten Mal eine Uraufführung aus diesem Anlass. Das Requiem „Dresden – Ode an den Frieden“ von Lera Auerbach wird am Montag und Dienstag in der Semperoper wiederholt.
Michael Ernst
Weiße Rosen im Schnee. Das klingt wie ein Schlager und soll gegen Schläger gut sein. Gegen Totschlag-Argumente. Kerzenlichter im Wind. Noch so ein Titel – aber geht irgendwem mal ein Licht auf? Dresdner Gedenken oder: Geh‘ denken!? Diese Stadt ist voller Symbole. Gut für ein Requiem.
Was für New York der September, das ist der Februar in Dresden. Man spricht zwar vom Frost und vom Fasching, gemeint ist jedoch das Schaudern vorm Aufmarsch von Rechtsmob, soldatesk uniformierter Polizeimassen und ungezügelten Alternativen. Wir reden von Kunst und kommen doch auf das Thema zurück.
Immer noch keine Osterhasen im Supermarkt? Wahrscheinlich werden die unsterblich gebliebenen Nikoläuse und Weihnachtsmänner vom Vorjahr gerade erst umgeschmolzen. Aber warte nur, balde … Oder sind wir der Zeit mal wieder voraus? In den Regalen der Musikindustrie sind schließlich eben erst die Mitschnitte der Silvester- und Neujahrskonzerte gelandet.
Wer gute Musik liebt, geht ins Konzert. Und wer mehr was fürs Auge wünscht, besucht ein Kino. Leseratten bevorzugen sowieso das Buch, solang es noch auf Papier gedruckt ist. Aber kann man bei aller Liebe zum Wort, zum Bild, zur Musik diese Gelüste denn nicht auch bündeln? Man kann.
Freitag, der 13.: klingt das nicht nach Willkommen und Abschied? Zumal in diesem Jahr 2012, in dem Hohlköpfe auf den Weltuntergang gieren? Dresden zählt die Tage bis zum offiziellen Amtsantritt von Christian Thielemann („Bin doch schon da!“) als Chefdirigent der Staatskapelle. Leipzig lebt nun schon fast zwei Wochen ohne Chefregisseur. Und in Berlin, aber das gehört gar nicht hierher, werden längst Wetten geschmiedet, wie lange der Rücktritt des obersten Bundespräservativs wohl noch verhütet werden kann.
Das Mahlerjahr ist vorüber, die Brachial-Renaissance seiner Werke ist wieder abgeebbt, doch aus den Konzertplänen ist das Schaffen des Meistern dennoch nicht ganz verschwunden. Bloß gut, denn sonst wäre derart Gedenken nicht nur fehl am Platz, sondern gar kontraproduktiv. Im Jahreskonzert der Jungen Sinfonieorchesters und der Hochschulsinfonieorchesters der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber fand Mahler am ersten Januar-Wochenende gleich mehrfach Gehör. Ob die musikalische Interpretation dem Giganten standhalten konnte?
Was wird bleiben vom Mahler-Jahr 2011? Konzerte allüberall, jede Menge Aufnahmen und Übertragungen im Rundfunk, Einspielungen auf CDs fast ohne Ende. In den Tageszeitungen und Fachblättern auch zahllose Worte, die den Wiener Meister Gustav Mahler ins Blickfeld rücken sollten, indem sie Altbekanntes um- und umformulierten. Späte Kränze wurden dem ehrenwerten Jubilar da geflochten. Aber gab es auch Novitäten, die Bleibendes stiften? Ja, es gab sie. Ein Beispiel ist das Buch „Mahler in Leipzig“.
Diese Meldung hätte man sich aus dem Bundespräsidialamt gewünscht: Rücktritt und kein Kommentar. Doch der Absender, der da am späten Nachmittag vor Weihnachten fünf karge Zeilen „mit der bitte um Veröffentlichung“ (sic!) aussendete, saß nicht in Berlin, sondern in Leipzig. Und es ging darin auch nicht um einen Zeitgenossen, der es nötig hätte, eines lumpigen Hauskredits wegen Spezis aus der Wirtschaft anzupumpen. Nein, während der Noch-Bundespräsident sich übers Jahr retten will, wirft Peter Konwitschny zum 1.1.2012 das Handtuch als Chefregisseur der Oper Leipzig.