Harry Kupfer wollte in Dresden, an der Staatsoper, im Großen Haus, »Tristan und Isolde« inszenieren. Tenöre waren Mangelware in der DDR, Tenöre, die einen Tristan singen uns spielen können, erst recht. Zum Vorsingen meldet sich Spas Wenkoff, damals schon an der Oper in Halle engagiert, bis dahin aber weder dem Dirigenten Marek Janowski noch dem Regisseur bekannt. Das Vorsingen klappt, Kupfer hat seinen Tristan gefunden, die Premiere, am 12. Oktober 1975, wird ein bejubelter Erfolg, und Spas Wenkoff wird künftig diese Partie weit öfter als 400 Mal singen…
Kolumnen
Sie haben schon alle Weihnachtsgeschenke? Pechvogel! Ich bekomme sie erst am 24. Dezember. Ja, ja, der ist so alt wie das Märchen von Ochs und Esel in Bethlehems Stall. Wer aber in diesem Jahr noch etwas ganz Neues verschenken will, hier ein Tipp.
Ja, es jauchzt, jubelt und frohlocket es dieser Tage allüberall. So manche Zeitgenossen versuchen sich schon am frühen Morgen nach nur zwei, drei Tassen Punsch am eigenen Gestalten von mehr oder weniger musikalischen Gedanken. Andere lassen sich etwas mehr Zeit mit dem Delirieren – tun es dafür aber gleich öffentlich.
Muss die Musikgeschichte jetzt neugeschrieben werden? Gründliche Prüfung kunstgewerblicher Hervorbringungen machts möglich und liefert frappierendes Wissen.
Sag mir, wo du gelistet bist, und ich sage dir, wer du bist. Die Unesco sucht den Welterbe-Star. Wer da einmal auf der Liste steht, wird entweder wieder gestrichen – das Dresdner Elbtal zum Beispiel – oder lässt sich besser vermarkten. Marketingklubs und andere Krämerseelen dürfte das freuen.
Es ist Herbst. In vier Wochen werden die Tage wieder länger hell sein. Dann nämlich ist Winteranfang. Wie lange es in den Köpfen umnachtet bleibt, ist derzeit noch unklar. Denn derzeit geht es darin um Weihnachtsmarkt, Weihnachtsbaum und Weihnachtsmann. Und – um Wurststollen!
Es war ein Tag vor meinem 21. Geburtstag. Vergesse ich nie. Diese Erinnerung an eine Aufführung, die ich nicht erlebt habe. Mittwoch, der 15. Mai 1968. In Dresden, im Großen Haus gab es »Tristan und Isolde«, ich konnte nicht hinfahren, dabei wäre es ja nur eine Fahrt von Leipzig nach Dresden gewesen, an diesem Tag. Es ging nicht, wahrscheinlich kein Geld.
Beim „U“ fallen mir überhaupt nur zwei Tenöre ein, Gerhard Unger und Armin Ude. Beide haben in Dresden gesungen, beide die Partie des David.
Die Konzerte der Klazz Brothers seien fast immer ausverkauft, freute sich der Jazztage-Intendant Kilian Forster dieser Tage im Gespräch mit einer Dresdner Tageszeitung. Im Gegensatz dazu sei es ein enormes Risiko, einen Weltstar einzuladen, „der früher keine Platte bei Amiga hatte“. Ja, die Dresdner und ihre süße Krankheit Gestern. Nach Manne Krug war der Jazz eben zuende, nicht wahr?