Kolumnen

frauenk_orgel

22.06.2012: Gift in b-Moll

Was haben sie nicht alles gestritten! Welche Orgel sollte denn nun die richtige sein für die falsche Frauenkirche, die mit Unmengen von Spenden- und Steuergeldern wiedererrichtet worden ist. Heute sind selbst erbitterte Gegner der Fake-Architektur still geworden. Denn erstens zeigt das Baugeschehen rund um die Frauenkirche, dass es noch viel, viel schlimmer geht, und zweitens ist die halbwegs wieder geschlossene Stadtsilhouette das wohl überzeugendste Argument. Von der Akustik soll hier ausnahmsweise einmal nicht die Rede sein.

thermometer

15.06.2012: Statt Marketing

Ideen muss man haben! Und wenn sie so blöd sind, dass man sie beim besten Willen nicht für sich behalten kann, muss man damit natürlich, na was? – in die Öffentlichkeit. Ist doch klar. Ebenso rasch, wie in der Politik Liebhaber von abgekupferten Doktortiteln und hoffentlich auch bald fliegende Teppichhändler entsorgt werden, gelangen Nonsense-Ideen zu Gesetzesvorlagen. Müllvermeidung wäre angesagt, im Großen wie im Kleinen – aber wie vergeblich das ist, beweist ja schon ein Blick in Dresdens Alaunpark. Die grüne Stube der „Kulturstadt“ gleicht jeden Morgen einer Deponie.

boris-freiberg

11.06.2012: Irgendwie…

Am letzten Sonnabend kam Jules Messenets lyrisches Drama „Werther“, ziemlich frei nach Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werthers“, in der Freiberger Nikolaikirche heraus. Ich stelle mir die Frage, was Regisseure bewegt, in einem solchen Raum, dessen Architektur so viele Vorgaben mit sich bringt, eine Oper zu inszenieren – noch dazu ein Werk, das trotz mitunter ausladender Melodik, doch eine Reihe höchst subtiler Szenen hat, die der Intimität eines Kammerspiels bedürften.

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08.06.2012: Ohne Werbung

Werbung ist doof. Selbst wenn sie originell gemacht ist, bleibt sie doch meist ein Angriff auf das vernunftbegabte Publikum. Und sowieso ein vorweggenommer Griff in die Geldtasche der Dummen. Wie schön also, wenn ein Kinoabend mal ohne den kommerziellen Schwachsinn startet. Zumal es sich um einen besonderen Film handelt …

wecker

02.06.2012: Der Geburtstag eines Poeten

Heute ist Kindertag. Ein ganz großes Kind wird heute 65 Jahre jung. Was für ein Grund zum Feiern! Die Musikanten sollen aufspielen, all die Unverstandenen sich endlich verstanden fühlen, die Sprachlosen sollen sich Gehör verschaffen und die Richter sich in ihren Roben tümmeln. Genug wird nie genug sein, der Frühling sich von der Isar aus übers Land hermachen – und spätestens, allerspätestens, wenn sich der „Willy“ auf dem Plattenteller dreht, wissen wir alle, wer heute gefeiert wird. Herzlichen Glückwunsch, Konstantin Wecker!

isangenderskizz

25.05.2012: Auszeit

In der Musik ist alles eine Frage der Zeit. Alles. Jedes „zu früh“ oder „zu spät“ entscheidet über den weiteren Fortgang des Ganzen, über den momentanen wie über den Gesamteindruck. Auch bei Musikern ist alles eine Frage der Zeit. Alles. Jedes „zu früh“ oder „zu spät“ entscheidet über den weiteren Fortgang der Karriere, des künstlerischen Lebenswegs. Eine Auszeit kann da sehr hilfreich sein.