Sage bloß niemand, in Dresden bliebe alles, wie es ist. Nein, das wäre eine Verleumdung! Richtig ist: In Dresden wird alles so, wie es mal war. Dieser Prozess kann sich jedoch hinziehen: Siehe Kulturpalast, siehe Kulturkraftwerk, Staatsoperette, Theater der jungen Generation et cetera p.p.; bekannte Vorgänge, deren Reifeprozess sehr gutem Whisky zur Ehre gereichte.
Kolumnen
Kommenden Sonntag findet im Hygienemuseum eine Veranstaltung statt, bei der sich die Dresdner von berufenen auswärtigen Gästen Visionen über ein neues Konzerthaus für Dresden ausmalen lassen können. Und morgen wird’s auf einem gewissen Sofa richtig knistern: eine vierunddreißigjährige Bernerin trifft auf den einst schönsten Jungen der DDR.
Manchmal, bei ganz hohen Anlässen, wird ja gesungen im höchsten deutschen Haus. Wie wärs demnächst mit Brecht und Weill, mit Adelheid Wette und Engelbert Humperdinck; und bei so viel protestantisch-selbstloser Volksverbundenheit könnte auch gleich noch die Nationalhymne ausgetauscht werden.
Ein denkwürdiges Datum: der Bundeswulff ist endlich zurückgetreten. Wir hatten das ja schon lange geahnt (siehe meine weihnachtliche Kolumne vom 24. Dezember 2011). Aber es wird sich nichts ändern. Dabei könnte diese Farce durchaus ein Lehrstück sein. Auch für Dresden.
Auch als Dresdner Konzertgänger kann man sich den Ritualen des 13. Februars schwer entziehen. Die zwei Gedenkkonzerte der beiden großen Orchester der Stadt fanden bereits ausführlichere inhaltliche Würdigung in vorherigen Texten. Es wäre noch zu fragen: was bleiben mit ein paar Stunden, Tagen Abstand für Eindrücke haften?
Am 13. Februar 1985 wurde die Semperoper wiedereröffnet. Es war ein kalter Tag. In der Stadt war was los. Polizei und Sicherheitskräfte waren unterwegs. Vor der ersten Premiere im dritten Semperbau sprach Erich Honecker auf dem Opernplatz, die Rede soll kurz gewesen sein. Dann begann der Opernbetrieb. Komisch: dieses einmalige Operngefühl, dass mir „Hören und Sehen vergeht“, hatte ich seit diesen Tagen nur noch selten.
Weiße Rosen im Schnee. Das klingt wie ein Schlager und soll gegen Schläger gut sein. Gegen Totschlag-Argumente. Kerzenlichter im Wind. Noch so ein Titel – aber geht irgendwem mal ein Licht auf? Dresdner Gedenken oder: Geh‘ denken!? Diese Stadt ist voller Symbole. Gut für ein Requiem.
Es gibt Journalisten, die über das Dresdner Kulturleben berichten, mal recht, mal schlecht, mal lesenswert, mal weniger. Und es gibt den promovierten Historiker Jürgen Helfricht – den Mann, der 2005 für den Text unter der inzwischen legendären Überschrift „Deutscher Erfinder kann aus Katzen Benzin machen“ mitverantwortlich zeichnete und damals vorrechnete: „Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.“
Was für New York der September, das ist der Februar in Dresden. Man spricht zwar vom Frost und vom Fasching, gemeint ist jedoch das Schaudern vorm Aufmarsch von Rechtsmob, soldatesk uniformierter Polizeimassen und ungezügelten Alternativen. Wir reden von Kunst und kommen doch auf das Thema zurück.