Das Kulturrathaus steht noch. Sein Keller hat dem Ansturm des Freitagabends stattgehalten. Der Ansturm wider Sandstein, Spritzbeton und zahlreiche Trommelfelle kam von Ken Vandermark und seinem Quartett „international total improvisation“ (iTi). Wer etwa geglaubt hätte, die von Ungebundenheit nur so strotzende Improvisationskunst sei längst ausgereizt, sah sich aufs Beste getäuscht.
Rezensionen
"Am Aschermittwoch ist alles vorbei", so lautet das bekannte Karnevalslied. Mit Beginn der Passionszeit dürften auch in die Konzertsäle wieder ernstere Klänge einziehen. Beim Aufführungsabend der Staatskapelle wurde noch eine Menge Frohsinn mit Haydn und Mozart verbreitet.
Mit dem neuen Programm "Tell it like it is" knüpft Thomas Quasthoff anfangs nahtlos an sein erstes Jazz-Album an. Und schon beim ersten Titel sind die leichten Beklemmungen wieder da: Quasthoff singt zu "clean", sein Englisch ist zu weich, die stimmlosen Zischlaute in peace, so, whistle etc. sind allesamt vornehm stimmhaft. So versenden sich die ersten paar Songs, ohne tiefere Eindrücke zu hinterlassen. Und dann passiert es, ganz plötzlich.
Der Musik kommt bei einem Gedenktag wie dem 13. Februar eine wichtige Rolle zu – ein Requiem transportiert die Atmosphäre eines solchen Tages und fasst die Erinnerung in Töne. Die Dresdner Philharmonie wählte in diesem Jahr das bekannte Requiem von Antonín Dvořák aus.
Wer genau hinhörte und -sah, merkte, mit welcher Anspannung die Staatskapelle dieses Gedenkkonzert am Abend des 13. Februar über sich brachte. Deutliches Kopfnicken des Konzertmeisters, um noch den letzten Einsatz zu koordinieren; auch Christian Thielemann dirigierte buchstäblicher als sonst, zeigte jede Verzögerung, jeden Taktwechsel übergenau an. Interpretatorisch "fuhr man auf Sicht", mit halbangezogener Handbremse. Zwei Namen machten das Konzert indes doch noch zum Gänsehauterlebnis.
Ein Zusatzkonzert in Dresden am Ende der "Immer da wo du bist bin ich nie"-Tournee war Anlass für unseren Rezensenten, zum ersten Mal einen Live-Abend seiner Lieblingsband zu besuchen. Tröstlich schon mal: Die Chefin von opus 61 war auch da. Schon fühlte er sich nicht mehr so allein.
Vieles von dem, was Christian Thielemann am Nachmittag über die Tugenden der Staatskapelle gesagt hatte, stellten die Musiker noch am selben Abend mit dem Dirigenten Gerd Albrecht unter Beweis: Die Kunst des zarten Spiels im Piano ebenso wie die der hoch auffahrenden Klangdramatik, ohne jemals zu lärmen.
Tradition ist es in den Kammermusiken der Sächsischen Staatskapelle, dass ein Konzert von Musikern des Gewandhauses Leipzig gestaltet wird. Diesmal war das "Sächsische Klaviertrio" mit Veronika Starke (Violine), Hartmut Brauer (Cello) und Roland Fuhrmann (Klavier) zu Gast. Bescheinigen muss man den drei Musikern eine Solidität auf der technischen Ebene. Doch ist es natürlich mit dem bloßen Hinunterspielen der Noten nicht getan.
Friedbert Strellers Zweite Sinfonie erlebte am Wochenende in Radebeul ihre Uraufführung. Vor dem Hintergrund dreier neoklassizistischer und neoromantischer Werke wirkte sie noch rechtschaffen zeitgenössisch; ein selbstbewusster Pfeiler der Moderne ist sie hingegen nicht.