Rezensionen

26.01.2010: Gangstergräfin Mariza – Axel Köhlers Kommentar zur Finanzkrise

Die schöne Geschichte von der tapferen Gräfin, die vor ihren Scheinverehrern flieht, dazu ihre Verlobung samt Verlobtem erfindet, den es dann aber doch in Persona  gibt, aber am Ende nicht in dessen sondern in denen ihres Verwalters landet, kam 1924 in Wien auf die Bühne und wurde ein Welterfolg. Kálmáns Operette mit einer Abfolge von Ohrwürmern ist ein Gegenwartsstück – keine Frage.

21.01.2010: Paul Fleming neu vertont – Fünf Uraufführungen an der Sächsischen Akademie der Künste

Im letzten Jahr fanden bei der Sächsischen Akademie der Künste einige Veranstaltungen zu Ehren des 400. Geburtstages des sächsischen Barockdichters Paul Fleming (1609-1640) statt. Ein Abend mit fünf Vokal-Uraufführungen auf Texte des Dichters bildete nun den Abschluss. Die Quintessenz dieses Konzertes war vor allem die gute Erkenntnis, dass es viele verschiedene Wege der Annährung an den Dichter gibt. Manchmal legt die Musik sogar etwas frei, was jenseits der Beschreibbarkeit und der Zeiten liegt. Genau dann wird das Fremde nah und was sich hinter barocker Fassade verbirgt, sind vermutlich viel größere und wichtigere Anliegen.

21.01.2010: Herzschlag des Universums – Gérard Griseys „Le noir de l’Etoile“ im Festspielhaus Hellerau

Faszinierend und berührend ist es oft, wenn Menschen in die Natur hineinhorchen. Mittels moderner Sonartechnik ist es heute möglich, antarktischen Gewässern "zuzuhören". Bewegungen von Wasser und Wind werden ebenso hörbar gemacht wie Tiere, die wir normalerweise nicht hören können. In Hellerau kam nun ein Werk von Gérard Grisey zur Aufführung, das sich mit Neutronensternen beschäftigt.

12.01.2010: Die ganze Monstertragödie in einem Kopf – David Martons Lulu-Experiment am Schauspielhaus

Ein Studio, abgewetzt und schmuddelig, hat Alissa Kolbusch auf die Bühne des Schauspielhauses bauen lassen. Ganz oben in der Regiekabine der Typ an den Reglern. Darunter das Feld der Bewährung, probieren, wiederholen, scheitern, aus der Rolle und wieder hinein fallen. Eins tiefer die Musik, links Piano und Schlagzeug, rechts Elektronik mit Tasten, noch tiefer der Knecht des Obersten mit allen Geräuschen der Technik oder der Natur im Mund. Vorn, und ganz nahe am Publikum, ein verschlissenes Sofa für die Verschnaufpause kurz vor der Hölle.

09.01.2010: Ein milder Männerabend: Les Slovaks Dance Collective mit „Journey Home“ in Hellerau

Les Slovacs Dance Collective – das sind fünf Tänzer, von denen einer auch Geige spielt; ein anderer mixt Sounds und tanzt auch mit. Singen können alle. Ein Kollektiv, eine Tanzbrigade, das kommt an. Zunächst wollte jedoch die neueste Produktion beim Gastspiel im großen Saal des Festspielhauses Hellerau nicht so richtig in Gang kommen. Zuspitzungen oder Verschärfungen waren offenbar nicht beabsichtigt, Höhepunkte oder Spannungsbögen blieben aus. Es siegte der persönliche Charme der Akteure, die jeweils von sehr eigener Präsenz und tänzerischer Fähigkeit sind.