Rezensionen

29.11.2009: Leberwurst, Lorelei, einerlei – George Gershwins musikalische Komödie „Pardon My English“ erlebt seine europäische Erstaufführung

Es sind die inszenatorischen Kleinigkeiten, die in "Pardon My English" einfach funktionieren: da wird den pathetisch singenden Duettisten das Bühnenbild quasi unter dem Hintern ab- und zum nächsten Tableau umgebaut. Und in der kitschigen Hochzeitssuite-Szene poppen zwei riesige preßluftgefüllte Liebesrosen in die Szenerie. Leuben ist auf dem Weg, die Selbstironie des Genres wiederzuentdecken. Jetzt bloß nicht die Pferde scheumachen!

29.11.2009: Winterkorrespondenz 3: Moskauer Erstaufführung des „Wozzeck“ am Bolschoi Theater

Alban Bergs „Wozzeck“, 1925 uraufgeführt in Berlin, das Meisterwerk des Musiktheaters im 20. Jahrhundert, wurde bislang nur einmal, 1927 am damaligen Kirow-Theater, in Leningrad, heute wieder Mariinsky-Theater in St. Petersburg, gegeben. Die erste Moskauer Inszenierung der Oper findet jetzt in der Neuen Szene statt. Ein in allen Partien musikalisch und darstellerisch überzeugendes Ensemble macht den Abend zu einem außergewöhnlichen Ereignis.

29.11.2009: Novembereske Lied-Romantik – Vesselina Kasarova im Liederabend

Sie hat mit Rossini Welterfolge gefeiert, singt Mozart glasklar und Händel voller Glut. 2008 gab sie ihr Debut als Carmen und zwischen Massenet, Rossini und Händel wechseln ihre derzeitigen Engagements. In Dresden hat sie eine treue Schar von Verehrern, allerdings hätte man Vesselina Kasarova ein rappelvolles Haus zu ihrem Liederabend gewünscht. Stattdessen: spärlicher Applaus für ein novembereskes Programm.

22.11.2009: Gleich hinter Dresden steht das Märchenschloss am Schwanensee…

Solchen Jubel, solche Begeisterung hat man lange nicht mehr nach einer Premiere in der Dresdner Semperoper erlebt. Mehr als zehn Minuten Applaus für „Schwanensee“. Im Verlauf des Abends schon spart das Publikum nicht mit Beifall für die Solisten, für die außerordentlichen Leistungen der Damen des Corps de Ballet und für die eleganten Tänze beim Walzer des ersten Aktes, für die brillanten Divertissements des zweiten Aktes.

21.11.2009: Ich, du, er, sie, es, wir alle, Ödipus und Ödipussi

Wann weht er denn endlich, der frische Wind auf dem Dresdner Hügel der Moderne, im Hellerauer Festspielhaus? Die Regisseurin und Choreografin Constanza Macras macht in Dresden Hellerau Theater, Tanztheater und ein bisschen Oper, stellt sich jedoch den besonderen Herausforderungen des Raumes nicht. Ihr "Oedipus Rex" gerät hart an die Grenzen der Beliebigkeit.

18.11.2009: Winterkorrespondenz 2: John Neumeiers „Endstation Sehnsucht“ wieder beim Hamburg Ballett

Als risse es ihre Körper auseinander, so bewegen sich die Tänzerinnen und Tänzer. Als würden sie geschlagen, gepeitscht, gejagt, getrieben, verfolgt, so werfen sie sich durch den weiten Raum der großen leeren Bühne des Hamburger Opernhauses. Sequenzen der Erinnerung, jäh durchbrochen von denen der Gewalt und der Erniedrigung. Endstation Sehnsucht für Blanche duBois in John Neumeiers Ballett nach „A Streetcar named Desire“ von Tennessee Williams aus dem Jahre 1947, das er 1983 für das Stuttgarter Ballett schuf, 1987 in Hamburg einstudierte und jetzt hier wieder aufgenommen hat.

14.11.2009: Jazz-Legende Al Di Meola zwischen Hörsaal und Laboren

Der Ruf eines Weltstars eilt ihm voraus. Ein einzigartiger Gitarrenstil, mehr als 20 eingespielte CD’s, sechs Millionen verkaufte Alben, drei davon in Gold: der gebürtige Italiener und in New Jersey aufgewachsene Al Di Meola gilt als herausragendster Virtuose des zeitgenössischen Jazz. Mit dem Programm „New World Sinfonia“ beehrte er im Rahmen der Jazztage Dresden 2009 die sächsische Landeshauptstadt – zum ersten Mal seit anderthalb Jahrzehnten.