Der Choreograph Xavier Le Roy hat eine bewegte Biographie. Die Karriere als Molekularbiologe ist beendet; nun widmet er sich dem Tanz und der Choreographie und öffnet sich dabei auf unkonventionelle Weise der Neuen Musik. Die "More Mouvements for Lachenmann" beschäftigen sich mit den Strukturen der Musik von Helmut Lachenmann.
Rezensionen
Es hat schon bei der Uraufführung, 1853 in Venedig, nicht geklappt, Verdis Oper als Gegenwartsstück zu geben. Der Regisseur verlegte die Handlung daher um 100 Jahre zurück, was zunächst auch nicht den großen Erfolg brachte, aber inzwischen zur bewährten Methode wurde, singende Menschen und ihre Möglichkeiten der Darstellung angemessen in Einklang zu bringen. Andreas Homoki bekam zur Premiere lautstarke Buhs für seine Aktualisierungsklischees. Freundlicher Applaus für den Chor und seinen neuen Chef Pablo Assante, spürbare Zurückhaltung für Fabio Luisi und die Staatskapelle.
Acht Stunden zeitgenössische Musik unter reichlichem Alkoholeinfluss mit einem 6-Gänge-Menü verbunden, ja sind die Veranstalter der "TonLagen" in Hellerau noch zu retten? Der Titel des Gastspiels von "Klangforum Wien", einem der renommiertesten Neue-Musik-Ensembles Europas, löste die Fragen auf und führte zurück in die Antike: "Symposion – Ein Rausch in acht Abteilungen".
05.10.2009: Neustart mit Mauricio Kagel – Eröffnungskonzert der „TonLagen“ im Festspielhaus Hellerau
Vor einem Jahr starb der Komponist Mauricio Kagel, einer der kreativsten Köpfe des 20. Jahrhunderts, der Töne, Botschaften, Aktionen, Film und Theater zu originären Werken seiner ganz persönlichen Handschrift formte. Erst im April 2009 wurde Mauricio Kagels letztes Werk "In der Matratzengruft" in München uraufgeführt, nun war es auch in Dresden im Eröffnungskonzert des Festivals "TonLagen" in Hellerau zu erleben.
Xavier Le Roys erste Karriere als promovierter Biologe startete nicht so richtig durch. Ein Jahr gab er sich, erzählt er im Publikumsgespräch, in dem er sich künstlerisch probieren wollte. Tatsächlich, es klappte gut. Seitdem ist Le Roy Choreograph. Die Biologie, sagt er, hat er begraben. Oder doch nicht?
Nach 22 Jahren kommt ein Neuer – und macht fast alles anders. "Das finden nicht alle toll; aber – ich glaube – ziemlich viele!", lächelte Dieter Jaenicke. In seiner Rede zur Eröffnung des neuen Festivals der zeitgenössischen Musik im Festspielhaus Hellerau vor nicht ganz ausverkauftem Haus erwies er seinem Vorgänger noch einmal Reverenz.
Das auf der Bühne werkgetreu einstürzende Bücherregal ("In der Bibliothek des Papstes machen Gelehrte aller Schattierungen Entdeckungen von oft ungeahnter Bedeutung") dürfen wir mithin ruhig als Symbol einer neuen Hellerauer Zeitrechnung nehmen. Die Eröffnung der "TonLagen" – sie war ein Befreiungsschlag.
Beim Begräbnis geht so gut wie alles für Cello und Klavier. Bach, Bush, Bizet, Beatles, Richard Strauss und Elvis Presley. Volkslieder und Volksweisen sowieso. Irène Favre de Lucascaz hat auf der großen Bühne den spröden Charme einer Feierhalle für den Liederabend „Denn alle Lust will Ewigkeit“ eingefangen und zum Raum werden lassen.
In diesem Jahr wurde das renommierte Bukarester Enescu-Festival, das einen ganzen Monat währte, mit der Premiere „Oedipe“ in einer Koproduktion mit dem Théatre du Capitole de Toulouse und der hiesigen Nationaloper eröffnet. Großes Medieninteresse, einmütig wie sonst nie saßen die Regierungsmitglieder in der ausverkauften Oper unweit des monströsen Ceausescu-Palastes.
Ist nicht der Tanz mit seinen verblüffenden Balancen, den Allianzen und Korrespondenzen der Tänzerinnen und Tänzer untereinander, in ihren Beziehungen zum Raum, der sie umgibt und dem, den sie in sich tragen oder in gebieterischer Abgrenzung um sich schaffen, die Kunst des vergänglichen Augenblicks, in dem sich trifft was vergangen ist und was kommen kann?