Meredith Monk, die aus Peru stammende US-amerikanische Klang- und Performance-Künstlerin, steht für ein weltweit einzigartiges Werk, das seit 45 Jahren Archaisches mit Hochkunst, Vokal-Körperliches mit High-Tech, Hörbares mit Sichtbarem zusammenbringt. Ihre besondere Vorliebe für repetitive, minimalistische Strukturen verbindet sie mit einer Vielfalt ur-vokaler und perkussiver Ausdrucksmittel.
Rezensionen
Dresden, 3. Oktober, Staatsoperette in Leuben. Hier geht am Abend die Sonne auf. Die Sonne über der Karibikinsel Kuba. Man meint sie zu spüren, die Exotik der Palmen am Meer, das Temperament der Menschen, in George Gershwins Kubanischer Ouvertüre von 1932. Nach eruptivem Beginn herrlich träge Stimmung bevor der Rhythmus wieder siegt und das knappe, umso prägnantere Stück in einem wilden Rumba-Taumel mit den Klängen typischer Instrumente, geschüttelt, gerasselt und geschlagen endet.
Die Grenzüberschreitungen zwischen den Künsten ist man vom allherbstlich stattfindenden Festival in Hellerau gewöhnt, so dass ein Ensemble-Konzert mit drei kürzlich uraufgeführten Werken fast schon klassischen Charakter hat: Bühne da, Publikum dort, und los geht es – fast "wie früher" im Abonnementkonzert.
Der Choreograph Xavier Le Roy hat eine bewegte Biographie. Die Karriere als Molekularbiologe ist beendet; nun widmet er sich dem Tanz und der Choreographie und öffnet sich dabei auf unkonventionelle Weise der Neuen Musik. Die "More Mouvements for Lachenmann" beschäftigen sich mit den Strukturen der Musik von Helmut Lachenmann.
Es hat schon bei der Uraufführung, 1853 in Venedig, nicht geklappt, Verdis Oper als Gegenwartsstück zu geben. Der Regisseur verlegte die Handlung daher um 100 Jahre zurück, was zunächst auch nicht den großen Erfolg brachte, aber inzwischen zur bewährten Methode wurde, singende Menschen und ihre Möglichkeiten der Darstellung angemessen in Einklang zu bringen. Andreas Homoki bekam zur Premiere lautstarke Buhs für seine Aktualisierungsklischees. Freundlicher Applaus für den Chor und seinen neuen Chef Pablo Assante, spürbare Zurückhaltung für Fabio Luisi und die Staatskapelle.
Acht Stunden zeitgenössische Musik unter reichlichem Alkoholeinfluss mit einem 6-Gänge-Menü verbunden, ja sind die Veranstalter der "TonLagen" in Hellerau noch zu retten? Der Titel des Gastspiels von "Klangforum Wien", einem der renommiertesten Neue-Musik-Ensembles Europas, löste die Fragen auf und führte zurück in die Antike: "Symposion – Ein Rausch in acht Abteilungen".
05.10.2009: Neustart mit Mauricio Kagel – Eröffnungskonzert der „TonLagen“ im Festspielhaus Hellerau
Vor einem Jahr starb der Komponist Mauricio Kagel, einer der kreativsten Köpfe des 20. Jahrhunderts, der Töne, Botschaften, Aktionen, Film und Theater zu originären Werken seiner ganz persönlichen Handschrift formte. Erst im April 2009 wurde Mauricio Kagels letztes Werk "In der Matratzengruft" in München uraufgeführt, nun war es auch in Dresden im Eröffnungskonzert des Festivals "TonLagen" in Hellerau zu erleben.
Xavier Le Roys erste Karriere als promovierter Biologe startete nicht so richtig durch. Ein Jahr gab er sich, erzählt er im Publikumsgespräch, in dem er sich künstlerisch probieren wollte. Tatsächlich, es klappte gut. Seitdem ist Le Roy Choreograph. Die Biologie, sagt er, hat er begraben. Oder doch nicht?
Nach 22 Jahren kommt ein Neuer – und macht fast alles anders. "Das finden nicht alle toll; aber – ich glaube – ziemlich viele!", lächelte Dieter Jaenicke. In seiner Rede zur Eröffnung des neuen Festivals der zeitgenössischen Musik im Festspielhaus Hellerau vor nicht ganz ausverkauftem Haus erwies er seinem Vorgänger noch einmal Reverenz.
Das auf der Bühne werkgetreu einstürzende Bücherregal ("In der Bibliothek des Papstes machen Gelehrte aller Schattierungen Entdeckungen von oft ungeahnter Bedeutung") dürfen wir mithin ruhig als Symbol einer neuen Hellerauer Zeitrechnung nehmen. Die Eröffnung der "TonLagen" – sie war ein Befreiungsschlag.