Noch immer verursacht ein Besuch der Spielstätte Semper 2 bei der Mehrzahl der Besucher eine gewisse Orientierungslosigkeit. Wo muss ich lang? Diese Frage ist letztlich Symptom für die Grundausrichtung und -wirkung dieses Ortes, bei dem sich die Routinen eines normalen Opernabends niemals so recht einstellen wollen. Die gestrige Premiere von Karl Amadeus Hartmanns »Simplicius Simplicissimus« hatte einiges zu dieser wohltuenden Aura beizutragen.
Rezensionen
Mit diesen Worten begrüßte der Geiger Harald Haugaard das Publikum am 8. Oktober im Saal des Orthschen Gutes in Quohren bei Kreischa bei Dresden. Erst vor wenigen Wochen war das Konzert „Zauber des Nordens“ mit Helene Blum & Harald Haugaard Quartett angekündigt worden, und doch war der ehemalige Stall, der mit seinen Säulen wie eine schlichte Kapelle wirkt, bis auf den allerletzten Platz gefüllt…
Im zweiten Sinfoniekonzert der Saison steckte der Dirigent Manfred Honeck die Kapelle mit dem Neu-Welt-Virus an. Doch zunächst streckte die Staatskapelle ihrem Publikum erst einmal die Zunge heraus: mit Alfred Schnittkes zehnminütigem Orchesterstück »"(K)ein Sommernachtstraum«…
Das Publikum war sich nach dem Konzert einig: solche kurzweiligen Vermittlungs-Abende braucht Dresden viel öfter! Statt unter "Genussdruck" durch alle Räume des musikgeschichtlichen Museums zu hetzen, konzentrierte sich der Cellist Jan Vogler im samstäglichen TONLAGEN-Konzert auf einige wenige Bilder, erfasste und durchdrang sie, und erreichte dadurch bleibende, tiefe Eindrücke bei denen, die ihm auf seiner Hörreise folgten.
Uraufführung beim TONLAGEN Festival in Hellerau: Während die Finanzwelt krachen geht, vergnügt man sich in Daniel Smutnys Kammeroper "Ferne Nähe" in der Chill-Out-Lounge. Der Abend bot ein lustig blubberndes Klangbad mit Schubertschen Schaumkrönchen. Nicht nur Regisseurin Sommer Ulrickson hätte stringenter zu Werke gehen müssen, um die Schaumstoff-Poolorgie auf Kurs zu halten.
Ein Mann, ein Möbel, eine Frau. Worte, Müll, etliche Flaschen und unzählige Glücksversprechen aus der weltweiten Schlagerphilosophie, wenn der Regen fällt oder auch nicht. Wolfgang Boos und Nora Schott zelebrieren ihr Unglück mit dem Titel „schwarzer VOGEL roter HIMMEL“ im Societätstheater mit geradezu selbstzerstörerischer Lust.
Die FAZ-Theaterkritikerin Irene Bazinger hat 30 Kolleginnen und Kollegen aus dem deutschen Opern- und Schauspiel-Betrieb um Erinnerungen an die Regisseurin Ruth Berghaus gebeten und als „Geschichten aus der Produktion“ im Rotbuch Verlag veröffentlicht. Sie ergeben ein lebendiges Bild dieser kompromisslosen Frau, die ein unverwechselbares Profil für ihre Inszenierungen gefunden hat.
"Berührt – geführt": Wer eine Figur anrührt, muss sie bewegen, muss etwas mit ihr anstellen, das Spiel voranbringen. Dabei eine Strategie zu haben, hilft. Nach dem Erfolg mit einer Henze-Oper in der letzten Spielzeit hoffte die Semperoper-Intendantin bei der Wiedereinladung des Inszenierungsteams wohl auf einen weiteren Erfolg. Herausgekommen ist Langeweile, aufgesext mit ein bisschen hilfloser Provokation.
Die Bremer Kammerphilharmonie brachte zu den Frauenkirchen-Festtagen ein geistreiches Gastgeschenk mit. Die zweite Fassung von Robert Schumanns „Ouvertüre, Scherzo und Finale“ op. 52 eröffnete 1845 das denkwürdige Konzert im vornehmen Dresdner „Hotel de Saxe“, bei dem Clara Schumann das Klavierkonzert ihres Mannes zur Uraufführung brachte.